Ein Fischer auf seinem Boot

Minister setzen Fangquoten fest Was dürfen Fischer aus der Ostsee holen?

Stand: 09.10.2017 04:21 Uhr

Die EU-Agrar- und Fischereiminister legen heute die Fangquoten für die Ostsee fest. Die EU-Kommission fordert dabei teils deutlich niedrigere Mengen. Für den Aal soll es sogar ein totales Fangverbot geben, was auch auf deutscher Seite auf Widerstand stößt.

Es geht um den Hering. Genauer gesagt, um den Hering in der westlichen Ostsee. Wissenschaftler empfehlen die Fangquote für das nächste Jahr um 39 Prozent zu senken, damit sich der Bestand erholen kann. Die EU-Kommission geht sogar noch weiter: Sie fordert die Fangquote für den Hering in der Ostsee um mehr als die Hälfte zu verringern.

Claus Ubl vom Deutschen Fischereiverband in Hamburg ist damit überhaupt nicht einverstanden: "Die Fischer sagen ganz klar, dass der Kommissionsvorschlag zu weit geht. Immer wurde gesagt, dass wir uns nach wissenschaftlichen Erkenntnissen richten sollen und jetzt macht die Kommission Vorschläge, die darüber hinausgehen. Das ist für uns relativ unverständlich. Die Fischereiseite ist bereit, diesem Vorschlag, 39 Prozent, der Wissenschaft zu folgen, aber nicht mehr."

Wissenschaftler erstellen Vorschläge

Die Vorschläge basieren auf wissenschaftlichen Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung. Ihm gehören weltweit 20 Länder an, darunter auch Deutschland. Seinen Sitz hat der Rat in  der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Von dort aus werden über einhundert Fischarten wissenschaftlich überwacht und ihre Bestandsentwicklung erforscht.

Ein Dorsch wird mit einem Kescher aus dem Wasser geholt.

Die Fangquoten für Dorsch in der westlichen Ostsee sollen unverändert bleiben.

Bei den neuen Fischquoten für das nächste Jahr geht es auch um den Dorsch. Die Fangmengen in der westlichen Ostsee sollen nach dem Willen der EU-Kommission unverändert bleiben.

Deutsche Fischer befürchten große Verluste

Gleich viel Dorsch und deutlich weniger Hering, das wird große Auswirkungen für die Fischer an der Ostsee haben, meint der Sprecher des Deutschen Fischereiverbandes: "Die verlieren natürlich große Teile ihres Einkommens. Im letzten Jahr ist die Dorschquote drastisch gesenkt worden. In diesem Jahr die Heringsquote, die Dorschquote geht aber nicht rauf. Ein wirtschaftliches Überleben für die kleinen Familienbetriebe ist kaum möglich."

Ausgleichszahlungen von der EU?

Der deutsche Fischereiverband hofft auf Ausgleichszahlungen von der Europäischen Union. Diese Zahlungen müssten allerdings so hoch sein, dass die Fischer damit auch ihre Ausfälle kompensieren könnten. Und: Die Bedingungen, um an die Gelder zu kommen, müssten so realistisch sein, dass die betroffenen Fischer sie auch erfüllen könnten.

Totales Aalfangverbot erwogen

Darüber schlägt die EU-Kommission vor, dass im nächsten Jahr keine Aale in der Ostsee gefangen werden dürfen, weil ihrer Ansicht nach die Bestände zu niedrig sind. Das Verbot sollte im kommenden Jahr für Berufs- und Freizeitfischer gelten. Aale, die unbeabsichtigt gefangen werden, müssten dann wieder zurück ins Wasser geworfen werden.

Aale in einer Reuse (Archivbild)

Alle dürfen möglicherweise gar nicht mehr gefangen werden.

Es werden zwar nicht sehr viele deutsche Fischer vom Aalfangverbot betroffen sein, meint Verbandssprecher Claus Ubl, aber die, die es betreffen, werden es deutlich spüren: "Ein Kilo Aal, wenn ich den fange, den vermarkte ich ja meistens nicht direkt, sondern ich veredele ihn, räuchere ihn, und dann kann ich damit Kilopreise erzielen von über 30 Euro. Das schaffe ich mit keiner anderen Fischart. Und deshalb ist diese Fischart, auch, wenn der nur in geringen Fangmengen gefangen wird, für einige Betriebe sehr wichtig."

Kein Aal, deutlich weniger Hering und gleich viel Dorsch  - die Fangquoten für die Ostsee, sie werden in Brüssel hart umkämpft.

Karin Bensch, Karin Bensch, WDR Brüssel, 08.10.2017 23:27 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 09. Oktober 2017 um 05:00 und 06:45 Uhr in den Nachrichten sowie um 07:41 Uhr in der Wirtschaft.