März 2012 Arbeit an den Schutzwällen gegen die Eurokrise

Stand: 03.04.2012 17:14 Uhr

Die Eurokrise treibt die EU-Politik: 25 der 27 Euro-Staaten unterzeichnen den Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin. Der Rettungsschirm ESM soll früher kommen, schneller mit Geld ausgestattet werden - und nun doch mehr Geld zur Verfügung haben. Die privaten Gläubiger Griechenlands verzichten auf hohe Milliardenbeträge. Die privaten Gläubiger Griechenlands verzichten auf hohe Milliardenbeträge - mehr oder weniger freiwillig.

01. März 2012: Die verstaatlichte Immobilienbank Hypo Real Estate schließt nach der Auslagerung ihrer schlimmsten Wertpapiere und Kredite erstmals ein Geschäftsjahr mit Gewinn ab. Wachstum und Arbeitsplätze sollen beim anstehenden EU-Gipfel im Vordergrund stehen, so der Wunsch der Staats- und Regierungschefs. Allerdings wird die Frage, wie Griechenland gerettet werden soll, kaum wegzuschieben sein. Der Internationale Derivateverband entscheidet, dass durch einen Forderungsverzicht der privaten Gläubiger Griechenlands keine Kreditausfallversicherungen, sogenannte Credit Default Swaps, fällig werden. Die Eurogruppe macht den Weg zum Schuldenerlass für Athen mit der Zusage von Milliardenhilfen frei.

02. März 2012: Beim EU-Gipfel wird beschlossen, den Rettungsschirm ESM noch schneller mit Geld auszustatten. Zudem unterzeichnen 25 der 27 EU-Mitgliedsstaaten den Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin.

03. März 2012: Nach Standard & Poor's korrigiert nun auch die Ratingagentur Moody's ihre Bewertung für Griechenland erneut nach unten - von "Ca" auf "C". Es ist der niedrigste Wert, den die Agentur vergibt.

05. März 2012: Auch China bekommt die Folgen der Wirtschaftskrise zu spüren: Wegen des lahmenden Außenhandels rechnet die Regierung 2012 "nur" noch mit einem Wachstum von 7,5 Prozent.

06. März 2012: Bundeswirtschaftsminister Rösler legt einen Acht-Punkte-Plan vor, mit dem er künftigen Finanzkrisen vorbeugen will. So will der FDP-Chef den riskanten Computerhandel an den Märkten eindämmen und Hedgefonds sowie Ratingagenturen strenger kontrollieren.

08. März 2012: Im Boomjahr 2011 sinkt die Zahl der Privat- und Firmenpleiten. EADS lässt die Krise hinter sich - vor allem dank Tochter Airbus. Griechenland schafft den Schuldenschnitt.

09. März 2012: Nach dem Ja der privaten Gläubiger zu einem Schuldenschnitt für Griechenland soll nun schnell das Geld aus dem zweiten Hilfspaket fließen. Die Euro-Finanzminister geben grünes Licht für die Überweisung von 35,5 Milliarden Euro. Für griechische Staatsanleihen werden Kreditausfallversicherungen fällig.

12. März 2012: Griechenland schließt nach dem überwiegenden Ja der Privatgläubiger den Anleihetausch im Rahmen des Schuldenschnitts ab. Das Handwerk meldet für 2011 ein Umsatzplus von 7,1 Prozent.

13. März 2012: Die EU-Finanzminister legen die Pläne für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer vorerst auf Eis. Die Folgen der Schuldenkrise lassen den Jahresgewinn der Bundesbank für 2011 um 70 Prozent auf 643 Millionen Euro einbrechen. Bundesbank-Präsident Weidmann spricht von Risikovorsorge. Nach dem Schuldenschnitt stuft die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Griechenlands deutlich herauf - und zwar auf auf die Note "B-" für die neuen Staatsanleihen. Als erstes EU-Land werden Ungarn die Fördergelder aus Brüssel entzogen, sollte das Land nicht schleunigst neue Sparmaßnahmen im Kampf gegen das Staatsdefizit präsentieren. Kanzlerin Merkel lobt bei ihrem Besuch in Italien die Politik von Ministerpräsident Monti. Die Ergebnisse eines Stresstests der US-Notenbank Fed zeigen, dass 15 der 19 wichtigsten US-Finanzkonzerne einen neuerlichen katastrophalen Wirtschaftsabschwung überstehen würden.

14. März 2012: Das Bundeskabinett bringt den dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM auf den Weg.

15. März 2012: Es ist ein Schlag für die Investmentbranche: Der Goldman-Sachs-Banker Smith schreibt seine Kündigung quasi per Zeitungskommentar. Die Ratingagentur Fitch droht Großbritannien mit dem Verlust der Top-Note AAA.

16. März 2012: Die vier größten deutschen Wirtschaftsverbände fordern Bundeskanzlerin Merkel zu mehr Reformen auf.

19. März 2012: Die EU-Kommission kündigt an, den Schattenbanken strengere Regeln auferlegen und damit das Finanzsystem sicherer zu machen.

20. März 2012: Das griechische Parlament stimmt dem zweiten Rettungspaket der Euro-Partner zu.

22. März 2012: In Portugal protestieren viele Menschen mit einem landesweiten Streik gegen die Sparprogramme und die Arbeitsmarktreformen der Regierung.

24. März 2012: Regierung und Opposition pokern um das Ja des Bundestags zum Fiskalpakt.

26. März 2012: Deutschland gibt in den Verhandlungen über eine Aufstockung des Euro-Rettungsfonds nach: Bundeskanzlerin Merkel spricht sich dafür aus, den dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM und seinen Vorgänger EFSF bis Mitte 2013 parallel laufen zu lassen. Dann stünden 700 statt 500 Milliarden Euro bereit.

27. März 2012: Die Regierung drückt beim Fiskalpakt aufs Tempo, die Opposition hat keine Eile - und ihr Ja knüpfen SPD und Grüne an Bedingungen. Die OECD fordert eine Aufstockung des Rettungsschirms ESM auf eine Billion Euro.

29. März 2012: Mit einem Generalstreik protestieren spanische Arbeitnehmer gegen die Sparpläne der Regierung Rajoy. Im Bundestag kritisiert die Opposition die Europolitik der Regierung. Frankreich fordert, den ESM auf eine Billion Euro aufzustocken.

30. März 2012: Trotz monatelanger Ablehnung durch die Bundesregierung wird der Euro-Rettungsschirm deutlich ausgeweitet. Insgesamt sollen statt der bisher vereinbarten 500 Milliarden Euro nun mindestens 800 Milliarden zur Verfügung stehen. Spaniens Regierung beschließt trotz massiver Proteste ihren Etatentwurf. Er sieht Einsparungen in Höhe von 27,3 Milliarden Euro vor. Portugal verringert sein Haushaltsdefizit im Jahr 2011 um mehr als die Hälfte auf 4,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts - einmalige Sondereffekte allerdings eingeschlossen. Die EU-Kommission stimmt dem Sanierungsplan der Commerzbank für die hoch defizitäre Tochtergesellschaft Eurohypo zu. Damit kann die Eurohypo abgewickelt und in eine "Bad Bank" umgewandelt werden.