Oktober 2010 Deutschlands größte Bad Bank entsteht

Stand: 29.10.2010 18:13 Uhr

Die Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) hat ihre Schrottpapiere in eine Bad Bank ausgelagert - dabei entstand die größte Finanzmüllkippe der Republik. Angesichts eines Abwertungswettlaufs großer Volkswirtschaften mehren sich die Warnungen vor einem Währungskrieg.

Die wohl größte Finanztransaktion in der deutschen Geschichte soll der Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) den Neustart ermöglichen. Dabei entstand auch die größte Finanzmüllkippe der Republik: die Bad Bank der HRE, in die das Institut seine toxischen Papiere auslagerte. Angesichts eines Abwertungswettlaufs großer Volkswirtschaften mehren sich die Warnungen vor einem Währungskrieg - mit unkalkulierbaren Folgen für die Weltkonjunktur.

01. Oktober 2010: Seit Mitternacht werden faule Wertpapiere der Immobilienbank HRE in eine Bad Bank übertragen. Die Bundesregierung korrigiert ihre Defizitprognose für das laufende Jahr nach unten. Der neue Karstadt-Eigentümer Berggruen lässt durchblicken, dass er bei der Sanierung eher auf sanfte Methoden setzt.

02. Oktober 2010: Die Bundesregierung will Bonus-Zahlungen in Banken begrenzen, die nur mit staatlicher Hilfe die Finanzkrise überlebt haben. China bietet dem hoch verschuldeten Griechenland finanzielle Hilfe an.

03. Oktober 2010: Die HRE schließt die Übertragung fauler Kredite an die Bad Bank ab.

04. Oktober 2010: In Irland reagieren die Menschen wütend auf ein neues, milliardenschweres Bankenrettungspaket. Letzte Hoffnung für das Opel-Werk in Antwerpen platzt: Ein neuer Investor wurde nicht gefunden.

05. Oktober 2010: Der ehemalige Händler der Großbank Société Générale, Kerviel, wird zu drei Jahren Haft und zwei auf Bewährung verurteilt - er hatte bei hochspekulativen Deals Milliarden verzockt. Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise und den starken Yen flutet die japanische Notenbank die heimische Wirtschaft mit billigem Geld und senkt den Leitzins auf praktisch null.

06. Oktober 2010: Einer Studie zufolge hat jeder fünfte deutsche Arbeitnehmer wegen der Finanzkrise seine private Altersvorsorge gekappt. Der Internationale Währungsfonds warnt angesichts eines Abwertungswettlaufs großer Volkswirtschaften vor einem Währungskrieg. Die Ratingagentur Fitch stuft die Kreditwürdigkeit Irlands herab. Der IWF korrigiert seine Wachstumsprognose für Deutschland kräftig nach oben.

07. Oktober 2010: Die Stadt Cleveland im US-Bundesstaat Ohio verklagt die Deutsche Bank: Das Institut sei für den Verfall der Stadt in der Immobilienkrise mitverantwortlich. Die Bundesregierung blitzt mit ihrer Forderung nach einer Finanztransaktionssteuer in der EU ab. Brüssel hält das Instrument im europäischen Alleingang für ungeeignet. Die Staatsanwaltschaft Bochum durchsucht im Zusammenhang mit der Arcandor-Pleite Wohn- und Geschäftsräume des früheren Konzernchefs Middelhoff.

08. Oktober 2010: Internationaler Währungsfonds und Weltbank mahnen bei ihrer Jahrestagung eine engere globale Zusammenarbeit an, um Währungsdispute nicht eskalieren zu lassen. In Tokio verkündet die Regierung ein weiteres milliardenschweres Konjunkturprogramm.

09. Oktober 2010: Beim Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds gelingt es nicht, den Streit über die Währungspolitik zu entschärfen.

10. Oktober 2010: Das einstige Boom-Emirat Dubai meldet erstmals nach der Krise wieder Wirtschaftswachstum.

11. Oktober 2010: Die EU überprüft erneut den griechischen Staatshaushalt. Grund: Das Defizit für 2009 soll mit 15,1 Prozent des BIP noch höher sein als bisher angegeben.

12. Oktober 2010: Venezuela kommt nicht aus der Krise - nun sollen ausländische Investoren helfen.

13. Oktober 2010: China wertet den Yuan auf - zumindest ein wenig.

14. Oktober 2010: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen in ihrem Herbstgutachten ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent im laufenden voraus.

16. Oktober 2010: Nach Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle spricht sich auch Vizekanzler Guido Westerwelle für Lohnerhöhungen aus, um die Beschäftigten am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben zu lassen.

18. Oktober 2010: Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident einigen sich auf einen Kompromiss zur Verschärfung des EU-Stabilitätspakts, der hinter den Vorstellungen der EU-Kommission zurückbleibt. Wenige Tage nach der Gründung der Bad Bank gibt die Hypo Real Estate staatliche Garantien in Höhe von 23,5 Milliarden Euro an den Bankenrettungsfonds SoFFin zurück.

19. Oktober 2010: Die EU-Finanzminister einigen sich als Reaktion auf die Finanzkrise auf Regeln und ein Zulassungsverfahren für Hedgefonds. Die Bank of America meldet einen hohen Milliardenverlust und begründet dies mit notwendigen Abschreibungen infolge der Finanzmarktregulierung in den USA.

20. Oktober 2010: Die deutsche Industrie kündigt an, wegen des anhaltenden Aufschwungs 2011 rund 300.000 neue Stellen zu schaffen. Die EU-Kommission stellt Eckpunkte für ein geordnetes Insolvenzverfahren für Banken vor.

21. Oktober 2010: Die Bundesregierung erhöht ihre Wachstumsprognose für 2010 auf 3,4 Prozent und für 2011 auf 1,8 Prozent. Vizekanzler Westerwelle stimmt in die Kritik am Kompromiss zum EU-Stabilitätspakt ein, den Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy ausgehandelt hatten.

22. Oktober 2010: Der ifo-Geschäftsklimaindex steigt überraschend. Das Statistische Bundesamt bestätigt, dass Deutschland im Jahr 2009 doch die Defizitgrenze von 3,0 Prozent eingehalten hat.

23. Oktober 2010: Die Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer einigen sich im südkoreanischen Gyeongju auf eine Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) und neue Bankenregeln. Außerdem wollen sie einen Abwertungswettlauf zwischen Währungen verhindern.

24. Oktober 2010: Der Kompromiss zum EU-Stabilitätspakt bleibt in der schwarz-gelben Koalition umstritten.

25. Oktober 2010: Wenige Tage vor dem EU-Gipfel stoßen Deutschland und Frankreich mit ihrer Forderung nach einer EU-Vertragsänderung auf Widerstand. Vor allem Luxemburg und Tschechien üben am Rande des EU-Außenministertreffens in Luxemburg Kritik an dem Plan zur Verschärfung des EU-Stabilitätspaktes.

26.Oktober 2010: Die Verbraucher sehen die deutsche Wirtschaft laut GfK-Konsumklimaindex weiter im Aufwind, rechnen aber nicht mehr mit ganz so hohen Einkommenszuwächsen wie in den Vormonaten. Die Regierung will nach den Vorstandsgehältern bei staatsgestützten Banken nun auch die Einkommen aller anderen Manager dieser Institute deckeln. Am Abend billigt der Finanzausschuss die Pläne der Koalition.

27. Oktober 2010: Bundeskanzlerin Merkel verteidigt im Bundestag die Vereinbarung mit Frankreich zum EU-Stabilitätspakt. Luxemburg kündigt erneut seinen Widerspruch an. Arbeitsministerin von der Leyen gibt vorzeitig die Arbeitsmarktzahlen für Oktober bekannt - mit 2,945 Millionen liegen sie so niedrig wie seit fast 20 Jahren nicht mehr.

28. Oktober 2010: Die Bundesagentur gibt nun auch offiziell die Arbeitsmarktdaten bekannt und bestätigt die von Arbeitsministerin von der Leyen verkündeten Zahlen. Die tatsächliche Zahl aller Arbeitslosen liegt aber weiterhin deutlich höher. In Brüssel beginnt der EU-Gipfel zum Stabilitätspakt.

29. Oktober 2010: Der EU-Gipfel will einen dauerhaften Krisenmechanismus zum Schutz des Euro und dafür die EU-Verträge ändern - aber nur in begrenztem Umfang. Wie die Änderungen genau aussehen sollen, bleibt offen.