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Zu viele Touristen im Sternenpark

Sternenhimmel über der Wasserkuppe

Es ist ein Dilemma: Sternenparks sollen Menschen für Lichtverschmutzung sensibilisieren. Der Blick auf die Milchstraße lockt viele Touristen an. Manchmal zu viele, wie der Sternenpark Rhön jetzt beklagt - die Natur werde gestört.

Ein silberner Schein während Mondnächten, die funkelnde Milchstraße: so bewirbt das Biopsphärenreservat Rhön den Ausblick in den Nachthimmel im Sternenpark, ohne Lichtverschmutzung. Die Werbung kam aber offenbar zu gut an: Mittlerweile störe die große Zahl der Touristinnen und Touristen im Sternenpark Rhön die Natur, teilte das Biosphärenreservat mit.

"Viele Menschen, die zu uns kommen, erwarten eine Art Disney-Land und suchen den Eingang zum Sternenpark", erklärt der Geschäftsführer des Biosphärenreservats Bayerische Rhön, Klaus Spitzl. Die Touristinnen und Touristen fahren demnach oft in für Tiere und Pflanzen sensible Gebiete wie das Schwarze Moor, teilweise mit Wohnmobilen und Stirnlampen.

Um den Sternenhimmel zu sehen, muss man nicht in sensible Naturgebiete fahren, sagt Spitzl. Beim Sternenpark Rhön sei das anfangs nicht gut kommuniziert worden. Dabei lasse sich der Sternenhimmel nicht nur im Sternenpark wunderbar sehen, sondern an vielen Orten, etwa in dörflichen Gegenden oder auf der Terrasse einer Ferienwohnung.

Sternenparks locken (zu viele) Menschen an

Sabine Frank, die Koordinatorin des Sternenparks mit Sitz in Fulda, spricht von einem Dilemma: Sternenparks weise man in Gebieten aus, die noch einigermaßen dunkel sind, doch das locke mehr Menschen an. Zumindest sollte beim Auto das Fernlicht ausbleiben, betont Frank.

Am wichtigsten sei aber, Gemeinden zu überzeugen, Licht zu reduzieren. "Dunkelheit ist nichts Schlimmes, sondern kann sogar beruhigen." Um dennoch spezielle Anlaufpunkte für Besucherinnen und Besucher im Sternenpark zu bieten, wurden Himmelsschauplätze mit Infotafeln und Polarsternfindern eingerichtet.

Funktionen stehen sich oft diametral gegenüber

Zudem bieten Führungen jenseits der Naturschutzgebiete und spezielle Sternenparkwochen wie etwa im August 2023 Veranstaltungscharakter. "Naturparks haben immer zwei janusköpfige Funktionen, die sich oft diametral entgegenstehen", sagt Spitzl. Einerseits Schutz der Natur und andererseits Erholungsfunktion für Menschen. "Gelungen ist es, wenn Menschen sich erholen können, ohne die Natur zu zerstören." 

Der im Dreiländereck Bayern-Hessen-Thüringen gelegene Sternenpark Rhön wurde gegründet, um nachtaktive Tiere und Pflanzen sowie auch die Nachtruhe für Menschen zu schützen. Er ist seit 2014 von der International Dark Sky Association (IDA) anerkannt. Im März feierte er sein zehnjähriges Bestehen.

Der Park ist kein abgegrenzter Erlebnispark mit Ein- und Ausgang. Er umfasst eine ganze Region, in der noch intakte Nachtlandschaften zu bewundern sind. Dort soll laut Zielsetzung so wenig Lichtverschmutzung durch übermäßige künstliche Beleuchtung verursacht werden wie möglich.