Unfallstelle in der Tauentzienstraße Berlin am 1.2.2016.

Tödliches Rennen in Berlin Erstmals Raser wegen Mordes verurteilt

Stand: 01.03.2018 04:49 Uhr

Lebenslang wegen Mordes: So lautet das Urteil im Prozess gegen zwei junge Sportwagenfahrer. Sie hatten sich vor einem Jahr in Berlin ein illegales Autorennen nahe dem Ku'damm geliefert. Ein Unbeteiligter kam dabei ums Leben.

Im Prozess um ein illegales tödliches Autorennen in Berlin sind beide Angeklagten wegen Mordes verurteilt worden. Sie erhielten im Landgericht lebenslange Gefängnisstrafen. Damit folgte das Gericht den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Das Urteil für diese Form der Raserei mit tödlichem Ausgang ist nach jetzigem Kenntnisstand bislang einmalig - es war mit Spannung erwartet worden. Es ist aber noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hat Revision angekündigt. Als nächste Instanz wäre der Bundesgerichtshof zuständig.

Die Anklage hatte im Prozess argumentiert, die Männer hätten bei ihrem Rennen zwar niemanden vorsätzlich töten wollen, aber mögliche tödliche Folgen billigend in Kauf genommen. Juristen nennen das einen bedingten Vorsatz. Die Verteidiger hatten dagegen Schuldsprüche wegen fahrlässiger Tötung für den einen Fahrer und wegen Gefährdung des Straßenverkehrs für den anderen gefordert.

"Massiv selbstüberschätzend" gefahren

Die beiden Männer im Alter von 28 und 25 Jahren hatten in der Nacht zum 1. Februar 2016 einen schweren Unfall in der Nähe des Kaufhauses KaDeWe verursacht. Der eine Raser rammte einen Jeep, dessen 69 Jahre alter Fahrer starb. Bei der Fahrt hatten die beiden jungen Männer mehrere rote Ampeln überfahren. Bei Zusammenstoß fuhren sie etwa 160 Stundenkilometer schnell.

Eine Verkehrspsychologin beschrieb einen der Männer im Prozess als Autofahrer, der "massiv selbstüberschätzend" unterwegs gewesen sei. Bei dem Rennen sei es ihm darum gegangen, "zu gewinnen und dadurch sein Ego aufzuwerten". Der Mann habe kein Bewusstsein für seine eigene Schuld.

Polizei lobt Urteil

Begrüßt wurde das Urteil von den Polizeigewerschaften. Sie sprachen von einem "richtungsweisenden Signal". Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Oliver Malchow sagte, wer bei extremer Geschwindigkeitsüberschreitung über mehrere rote Ampeln rase, nehme den Tod von Menschen in Kauf und setze sein Auto als gemeingefährlichen Gegenstand ein.

Der Angeklagte Marvin N. steht in einem Gerichtssaal des Landgerichtes Berlin zwischen seinen Anwälten und wartet auf die Urteilsverkündung

Tödliches Autorennen für das Ego - nun wurden Marvin N. ...

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. Februar 2017 um 11:00 Uhr.