Neue Studie Bereits kleine Mengen Alkohol schädlich

Stand: 13.04.2018 10:34 Uhr

Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren, heißt es. Eine neue Studie allerdings besagt: Schon geringe Mengen Alkohol sind schädlich. Experten empfehlen, auch die deutschen Richtwerte zu überprüfen.

Weniger ist besser: Die Richtwerte für den Konsum von Alkohol sind in vielen Ländern einer Untersuchung zufolge zu hoch - auch in Deutschland. Eine großangelegte Studie zeigt, dass der Konsum von mehr als 100 Gramm reinem Alkohol pro Woche - das entspricht etwa fünfeinhalb Gläsern Wein oder 2,5 Litern Bier - das Risiko erhöht, früher zu sterben und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.

Richtwerte in vielen Ländern eindeutig zu hoch

Das berichtet ein internationales Forscherteam, an dem auch deutsche Wissenschaftler beteiligt waren, im Fachblatt "The Lancet". In vielen Ländern liegt der wöchentliche Richtwert - also die maximal tolerierbare Menge - deutlich über 100 Gramm.

In Deutschland gelten nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 140 Gramm für Männer und 70 Gramm für Frauen als tolerierbar. In den USA liegt die maximal tolerierbare Menge bei 196 Gramm für Männer und 98 Gramm für Frauen. In Kanada, Italien, Portugal und Spanien liegen die Werte ebenfalls höher.

Eine Frau trinkt Rotwein aus einem Glas.

Alkoholkonsum: Weniger ist besser

Studie mit fast 600.000 Menschen

Das Forscherteam analysierte 83 Studien aus 19 wohlhabenden Ländern, an denen fast 600.000 Menschen teilgenommen hatten. Abstinenzler waren ausgeschlossen. Die Studien erfassten die Menge des Alkoholkonsums und beobachteten die Teilnehmer mindestens ein Jahr lang nach.

Bei der Datenanalyse berücksichtigten die Autoren Alter, Geschlecht, Tabakgebrauch, Diabetes und andere Faktoren, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Ergebnisse: Ab einer Menge von 100 Gramm pro Woche ging Alkohol bei Männern wie bei Frauen generell mit einem höheren Sterberisiko einher. Zudem erhöhte der Konsum die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hier ohne klaren Schwellenwert.

Risiko für Schlaganfall und Bluthochdruck steigt

"Die zentrale Botschaft dieser Forschung für die öffentliche Gesundheit lautet: Wenn Sie Alkohol trinken, kann ein geringerer Konsum Ihnen helfen, länger zu leben und Ihr Risiko für mehrere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken", sagte die Autorin Angela Wood von der britischen Universität Cambridge. Höherer Alkoholkonsum war der Untersuchung zufolge mit einem höheren Risiko für Schlaganfall, Herzschwäche, Bluthochdruck und einem tödlichen Aorten-Aneurysma verbunden.

Blutdruck wird gemessen

Höherer Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Schlaganfall und Bluthochdruck.

"Diese Studie hat durch ihre Stichprobengröße eine hohe Aussagekraft", sagte Hans-Jürgen Rumpf von der Universität Lübeck, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie. "Der Richtwert von 100 Gramm pro Woche sollte dazu führen, die Grenzwerte für Männer neu zu überdenken und nach unten zu korrigieren."

10,7 Liter reinen Alkohol pro Jahr

Nach einer Analyse des neuen Jahrbuchs Sucht konsumieren Bundesbürger über 15 Jahre im Schnitt 10,7 Liter reinen Alkohol im Jahr. Das entspricht rund 165 Gramm pro Woche.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. April 2018 um 08:00 Uhr.