Nach mutmaßlichen Akustikattacken USA erwägen Schließung der Botschaft in Kuba

Stand: 18.09.2017 09:56 Uhr

Angesichts mysteriöser Verletzungen von mehreren Diplomaten in Kuba erwägen die USA eine Schließung ihrer Botschaft in der Hauptstadt Havanna. US-Außenminister Tillerson sagte, das Thema sei sehr ernst.

Die USA reagieren auf mutmaßliche Akustikattacken gegen ihre Botschaftsmitarbeiter in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Insgesamt 16 Mitarbeiter wiesen gesundheitliche Schäden auf, die laut US-Angaben durch mysteriöse akustische Attacken hervorgerufen worden sein sollen. Diese Angriffe hätten im vergangenen Jahr begonnen. Wegen dieser möglichen Vorfälle erwägt das Außenministerium nun eine Schließung ihrer Vertretung in dem Land.

Angesprochen von mehreren US-Abgeordneten sagte US-Außenminister Rex Tillerson dem Fernsehsender CBS: "Wir prüfen das derzeit." Es gehe um ernste Vorfälle. US-Regierungsvertreter äußerten in Medien den Verdacht, dass ein Schallgerät zum Einsatz gekommen sei, um das Personal der US-Botschaft zu schädigen. Einige der erkrankten Botschaftsmitarbeiter wurden zur Behandlung nach Miami gebracht, andere wurden von US-Ärzten in Havanna betreut.

Leichte traumatische Hirnverletzungen und Hörverlust

Die Gewerkschaft Afsa, die die Interessen von US-Diplomaten und Mitarbeitern internationaler Hilfsorganisationen vertritt, hatte Anfang des Monats mitgeteilt, sie habe mit zehn der mindestens 16 Betroffenen sprechen können. Bei ihnen seien leichte traumatische Hirnverletzungen und ein dauerhafter Hörverlust diagnostiziert worden, hinzu kämen Symptome wie Gleichgewichtsverlust, starke Kopfschmerzen, Wahrnehmungsstörungen und Hirnschwellungen.

Der kanadische Rundfunksender CBC berichtete am Freitag, auch fünf kanadische Diplomaten in Havanna und deren Angehörige hätten Beschwerden wegen "Akustik-Attacken" gehabt. Es habe aber keiner von ihnen bleibende Schäden davongetragen.

Botschaft erst 2015 wieder eröffnet worden

Die US-Botschaft in Havanna war erst 2015 wieder eröffnet worden, nachdem der damalige US-Präsident Barack Obama Ende 2014 eine Politik der Annäherung an den Karibikstaat eingeleitet hatte. Er hatte nach jahrzehntelanger Eiszeit die diplomatischen Beziehungen zu Kuba wiederaufgenommen.

Der heutige US-Präsident Donald Trump leitete im Juni eine Abkehr von Obamas Kuba-Politik ein. Er nahm von seinem Amtsvorgänger eingeführte Lockerungen bei den Reise- und Handelsbeschränkungen mit dem kommunistischen Inselstaat zurück. Trump bezeichnete die kubanische Regierung als ein "grausames und brutales Regime" und machte die künftigen bilateralen Beziehungen von Fortschritten bei den Menschenrechten abhängig.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. September 2017 um 06:00 Uhr.