US-Präsident Trump bei seiner Rede in Ohio

Überraschende Rede in Ohio Trump will Soldaten aus Syrien abziehen

Stand: 31.03.2018 00:58 Uhr

US-Präsident Trump überrascht mit einer Ankündigung, die in Syrien stationierten US-Truppen abziehen zu wollen. Sein Außenministerium weiß von nichts. Auch das Pentagon rätselt, was er gemeint haben könnte.

US-Präsident Donald Trump hat überraschend ein baldiges Ende des Syrien-Einsatzes seines Landes angekündigt. "Wir werden sehr bald aus Syrien abziehen", sagte Trump in einer Rede vor Industriearbeitern im Bundesstaat Ohio. Die US-Soldaten sollten "zurück in unser Land kommen, wo sie auch hingehören".

Die Aussage steht im Gegensatz zur Ansicht des Verteidigungsministeriums, wie mehrere US-Medien berichteten. Was der Präsident genau mit seiner Ankündigung gemeint habe, sei nicht klar, sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums dem Sender CNN. Pentagon-Sprecherin Dana White hatte nur wenige Stunden vor Trumps Rede gesagt, in Syrien gebe es noch viel zu tun, um einen dauerhaften Sieg über die Extremisten sicherzustellen.

Trump hatte die Abzugs-Ankündigung offenbar nicht mit seiner Regierung abgestimmt. Das Außenministerium in Washington wusste nach eigenen Angaben nichts von einer entsprechenden Entscheidung. Auf die Frage, ob sie über die Pläne im Bilde sei, sagte Ministeriumssprecherin Heather Nauert: "Bin ich nicht, nein. Nein."

Gegen viele Mitglieder des Regierungsapparates

Damit stellt sich Trump gegen viele Mitglieder des Regierungsapparates. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass Trump schon seine Beratern über seinem Wunsch nach einem schnellen Syrien-Abzug unterrichtet hatte. Das erfuhr die Nachrichtenagentur den Angaben zufolge am Freitag von zwei hochrangigen Mitarbeitern.

In seiner Rede am Donnerstag in Ohio zog Trump eine verheerende Bilanz der US-Interventionen im Nahen Osten. "Wir haben sieben Billionen Dollar im Nahen Osten ausgegeben - und was haben wir dafür bekommen? Nichts", sagte er. Um Syrien sollten sich nun "andere Leute" kümmern, so Trump. Wen er damit meint, sagte der US-Präsident aber nicht.

Trump rechtfertigte einen Rückzug der US-Truppen auch damit, dass das von der Terrormiliz "Islamischer Staat" ausgerufene "Kalifat" weitgehend besiegt sei. In seiner Rede sagte er: "Sehr bald - sehr bald kommen wir raus. Wir werden hundert Prozent des Kalifats haben, wie sie es nennen - manchmal auch bezeichnet als 'Land' - holen alles zurück schnell, schnell."

US-Präsident Donald Trump vor Industriearbeitern im Bundesstaat Ohio

US-Präsident Trump in Ohio. "Wir haben sieben Billionen Dollar im Nahen Osten ausgegeben - und was haben wir dafür bekommen? Nichts."

Zwei Soldaten des Anti-IS-Bündnisses getötet

Das von den USA geführte internationale Anti-IS-Bündnis gab unterdessen bekannt, dass zwei ihrer Soldaten Donnerstagabend bei der Explosion eines Sprengsatzes in der nordsyrischen Stadt Manbidsch getötet worden seien. Dabei handelte es sich um einen Soldaten aus den USA und einen aus Großbritannien. Fünf weitere Soldaten seien verletzt worden.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte traf der Sprengsatz einen Konvoi im Zentrum von Manbidsch. Auch vier örtliche Gemeindevertreter seien getötet worden. Manbidsch war von kurdischen Kämpfern mit Unterstützung der US-geführten Koalition vom IS befreit worden. Die an einer Schnittstelle von verschiedenen Einflusszone liegende Stadt könnte sich aber zu einem neuen Konfliktherd entwickeln.

Erdogan drohte mehrfach mit Angriff

Manbidsch liegt 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze. Die USA sind dort mit Spezialkräften präsent. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat mehrfach mit einem Angriff auf die von der Kurdenmiliz YPG kontrollierte Stadt gedroht - dies könnte zu einer direkten Konfrontation zwischen den USA und der Türkei führen. Im Osten Syriens sind mehr als 2000 US-Soldaten im Einsatz, die den Kampf diverser Milizen gegen den IS unterstützen.

Neben den USA haben noch Russland und der Iran größere Truppenkontingente in Syrien stationiert. Beide unterstützten allerdings den syrischen Machthaber Baschar al-Assad und sind erklärte politische Gegner der USA.

Marc Hoffmann, Marc Hoffmann, ARD Washington, 31.03.2018 07:11 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 31. März 2018 um 03:27 Uhr.