Männer mit Kippa nehmen an einer Andacht für die Toten von Pittsburgh vor dem Weißen Haus in Washington teil.

US-Synagoge in Pittsburgh "Angriff auf unser Land"

Stand: 28.10.2018 10:15 Uhr

Nach der schwersten Attacke auf Juden in der US-Geschichte fordert US-Präsident Trump eine Verschärfung der Todesstrafe. Gouverneur Wolf betont, Gewalt dürfe kein normaler Teil des amerikanischen Lebens sein.

Als es dunkel wird, entzünden Hunderte Menschen vor der Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh Kerzen. Sie gedenken der elf Menschen, die wenige Stunden zuvor in dem jüdischen Gotteshaus erschossen worden sind. Sechs weitere Verletzte kamen ins Krankenhaus. Alle Opfer eines Mannes, der in der Vergangenheit bereits antisemitische Kommentare gepostet hat.

Wendell Hissrich, Direktor für öffentliche Sicherheit in Pittsburgh, ringt um Fassung, als er erzählt, was er in der Synagoge gesehen hat: "Es ist ein grauenvoller Ort eines Verbrechens. Es ist mit das Schlimmste, was ich je gesehen habe und ich habe schon Flugzeugabstürze und ähnliches gesehen."

Sicherheitstraining in Synagoge

Am Samstagmorgen wurde die schwerste Attacke auf Juden in der Geschichte der USA verübt. Eigentlich sollte in der Synagoge am jüdischen Feiertag Schabbat einem kleinen Jungen sein Name gegeben werden, als ein weißer Mann rechtsextremer Gesinnung aus Pittsburgh das Feuer eröffnete.

Zachary Weiss erzählt bei CNN, dass sein Vater diese Tat unverletzt überlebt hat, weil er vorbereitet war: "Die Rettung waren die Menschen, die geholfen haben und die Tatsache, dass bei uns letztes Jahr ein Training für solche Fälle eingeführt wurde", sagt er. "Mein Vater und viele andere haben das mitgemacht und das hat geholfen."

Vor der Synagoge "Tree of Live" in Pittsburgh stehen mehrere bewaffnete Sicherheitsbeamte.

Bewaffnete Sicherheitsbeamte vor der Synagoge "Tree of Live" in Pittsburgh, wo ein Attentäter elf Menschen erschoss und sechs weitere verletzte.

Trump fordert schnellere Todesstrafe

Die Besucher der Synagoge wurden wegen ihres Glaubens angegriffen - die Tat war ein antisemitischer Angriff. Die Schießerei wird von der US-Justiz als Hassverbrechen eingestuft und der mutmaßliche Täter in 29 Punkten angeklagt. Das Haus des Mannes wird durchsucht. Die Ermittlungen laufen.

US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat. Er sagte aber auch, was er offensichtlich für eine mögliche Lösung hält: mehr bewaffnete Wachen. "Wenn die Schutz im Tempel gehabt hätten, wäre das vielleicht anders ausgegangen", spekuliert er.

Trump forderte außerdem: "Wir sollten die Gesetze verschärfen im Hinblick auf die Todesstrafe. Wer sowas tut, sollte die Todesstrafe bekommen und darauf nicht jahrelang warten." 

"Angriff auf unser Land"

Seinen Wahlkampfauftritt am Abend sagte Trump nicht ab. In eineinhalb Wochen sind Kongresswahlen in den USA und das Thema Waffengesetze bekommt einmal mehr Gewicht in den Debatten.

Der demokratische Gouverneur Tom Wolf aus Pennsylvania ist überzeugt, dass sich etwas an den Waffengesetzen ändern muss:

Wir müssen etwas tun, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Wir können diese Gewalt nicht als normalen Teil des amerikanischen Lebens akzeptieren." 

Parkland, Santa Fe, Annapolis, nun Pittsburgh - die Liste der tödlichen Schießereien in den USA wird auch dieses Jahr immer länger.

Es war viel mehr als der Angriff auf eine jüdische Gemeinde, betont auch Jonathan Greenblat, Chef der Anti Defamation League, die Antisemitismus und Hass bekämpft: "Es ist ein Angriff auf unser Land. Das sind unser aller Werte, dies sind alles unsere Kinder. Das ist jeder von uns. "

Es ist der traurige Anfang einer neuen Realität in Pittsburgh.

Martina Buttler, Martina Buttler, ARD Washington, 28.10.2018 07:25 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 28. Oktober 2018 um 12:10 Uhr.