Saad al Hariri

Libanon Hisbollah-Lager gewinnt Parlamentswahl

Stand: 08.05.2018 05:42 Uhr

Bei der Parlamentswahl im Libanon ist die schiitische Hisbollah klar stärkste Kraft geworden. Ministerpräsident Hariri musste deutliche Verluste einstecken - bleibt jedoch voraussichtlich Regierungschef.

Die vom Iran unterstützte radikalislamische Hisbollah-Miliz und ihre Verbündeten haben nach offiziellen Ergebnissen die erste Parlamentswahl im Libanon seit neun Jahren gewonnen.

Regierungschef des von Spannungen zwischen den Religionsgruppen zerrissenen Landes bleibt aber voraussichtlich der vom Westen gestützte Saad al-Hariri, da laut Wahlrecht stets ein Sunnit Ministerpräsident sein muss. Seine Zukunftsbewegung verliert allerdings rund ein Drittel ihrer Sitze und kommt im neuen Parlament auf 21 Mandate.

Die von den USA als Terrororganisation eingestufte schiitische Hisbollah und ihre Verbündeten sicherten sich nach Auszählung fast aller Stimmen mindestens 65 der insgesamt 128 Sitze. Dabei bleibt die Mandatszahl der Hisbollah fast unverändert, ihre Bündnispartner legen aber zu. Hisbollah-Anführer Sajjed Nasrallah sprach am Montag von einem "politischen und moralischen Sieg" für die einst als Widerstandsbewegung gegen Israel gegründete Gruppe.

Der libanesische Parlamentssprecher und seine Frau werden bei ihrem Gang zur Urne von Unterstützern empfangen.

Die Wahlbeteiligung sank auf 49 Prozent im Vergleich zu 54 Prozent im Jahr 2009.

Zerreißprobe für Verhältnis zum Westen

Das Ergebnis der Wahl vom Sonntag dürfte es auch die Beziehungen zwischen dem Westen und dem Libanon auf die Probe stellen. Das an Syrien und Israel grenzende Mittelmeerland erhält von der Regierung in Washington Militärhilfe und weitere internationale Unterstützung, weil es eine Million syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen hat.

Die schwer bewaffnete Hisbollah unterstützt im Syrienkrieg die Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Der Libanon gilt wegen seiner Mischung von Volksgruppen und Religionen, der Einflussnahme ausländischer Staaten und der großen Zahl von Flüchtlingen als instabil. Die obersten Ämter sind an Religionszugehörigkeiten gebunden

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. Mai 2018 um 09:00 Uhr.