Rettungskräfte evakuieren Menschen mit Booten

Griechenland nach den Unwettern Seuchengefahr in überschwemmten Gebieten

Stand: 10.09.2023 14:59 Uhr

In Griechenland ist die Zahl der Todesopfer nach den starken Überschwemmungen auf 14 gestiegen. Weitere Menschen werden vermisst, etliche Dörfer sind nicht erreichbar. Derweil steigt die Gefahr von Seuchen.

Die Zahl der Todesopfer in den überschwemmten Regionen Griechenlands ist auf 14 gestiegen. Behördenangaben zufolge wurden nahe dem Dorf Karditsa die Leichen eines 65-Jährigen und seiner 88 Jahre alten Mutter geborgen. An einem Strand der Halbinsel Pilion in Zentralgriechenland fanden Einwohner die Leiche eines 77-Jährigen. Der Mann sei seit drei Tagen vermisst worden. Es wird befürchtet, dass es weitere Opfer gibt. Mindestens sechs Menschen würden weiterhin vermisst, darunter auch ein Ehepaar aus Österreich, das sich auf der Halbinsel aufgehalten hatte.

Karte mit Griechenland, Region Thessalien und überfluteten Gebieten

Dunkelblau: Überflutete Gebiete, Basierend auf Daten vom griechischen Wetterdienst Meteo, dessen Grundlage sind Satellitendaten von Sentinel-1.

Viele Orte weiter abgeschnitten

Nach Schätzungen der Behörden stehen weiterhin mehr als 73.000 Hektar unter Wasser. Die Rettungsmannschaften konnten bislang noch längst nicht alle vom Wasser abgeschnittenen Dörfer erreichen. Noch immer seien "viele Menschen eingeschlossen", sagte Feuerwehrsprecher Yannis Artopios dem Sender Mega, insbesondere in den Dörfern um Karditsa, Palamas und auf dem Weg nach Trikala in Mittelgriechenland.

Wie ein AFP-Journalist berichtete, standen in Palamas am Samstag noch zahlreiche Häuser unter Wasser. "Es war wirklich höllisch", berichtete die 54-jährige Bewohnerin Eleni Patouli. "Wir saßen stundenlang ohne Hilfe und ohne Informationen fest."

Rettungsarbeiten gehen weiter

Auch einige Kilometer weiter östlich nahe der Stadt Larissa war die Lage weiterhin besorgniserregend. "Wir haben große Schwierigkeiten mit dem über die Ufer getretenen Fluss Pinios in der Nähe von Larissa", sagte Feuerwehrsprecher Artopios. Am Stadtrand sei der Fluss bis zu einer Höhe von 2,5 Metern angeschwollen. 

Feuerwehr und Armee sind weiter im Einsatz, um Hunderte Menschen aus abgelegenen Dörfern zu retten. Mit Hubschraubern, Schlauchbooten und Traktoren wurden das ganze Wochenende über weiterhin Menschen gerettet. Seit Beginn des Unwetters seien mehr als 2.850 Menschen gerettet worden, so der Feuerwehrsprecher.

Seuchengefahr wegen verschmutzten Wassers

Wegen des stehenden Wassers steigt auch die Gefahr von Seuchen. Den Menschen werden dringend geraten, nur sicheres Trinkwasser etwa aus Flaschen zu nutzen, auf keinen Fall das Überschwemmungswasser.

"Es besteht Seuchengefahr", warnte der Epidemiologe Gikas Magiorkinis im Nachrichtensender Skai. In der betroffenen, großteils ländlichen Region, liegen tote Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde und Katzen. Auch die Zahl der Mücken soll sehr stark gestiegen sein.

In der großteils verschlammten Hafenstadt Volos warnte das Gesundheitsministerium vor Trinkwasserverschmutzungen, da die Wasserversorgung wegen Schäden an Pumpstationen und Leitungen eingeschränkt ist. Mittlerweile haben dort die Arbeiten zur Wiederherstellung der Wasser- sowie der Stromversorgung begonnen.

Verkehr stark beeinträchtigt

Auch der Verkehr ist weiter beeinträchtigt. So ist etwa die Hauptverkehrsstraße zwischen der zweitgrößten Stadt Thessaloniki und der Hauptstadt Athen entlang eines rund 70 Kilometer langen Abschnitts immer noch gesperrt, wie die Polizei mitteilte. Reisende zwischen Nord- und Südgriechenland müssen große Umwege in Kauf nehmen.

Wegen der schweren Schäden und dem Chaos auf zerstörten und überschwemmten Straßen wurde der Beginn des Schuljahres, in Griechenland an diesem Montag, in den besonders betroffenen Gebieten aufgeschoben.

Nach einer Hitzewelle mit verheerenden Waldbränden hatte es in Griechenlands Nachbarländern Türkei und Bulgarien in den vergangenen Tagen ebenfalls heftig geregnet. Dort meldeten die Behörden insgesamt zwölf Todesopfer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. September 2023 um 11:09 Uhr.