Dmitri Peskow

Kampfhandlungen in der Ukraine Kremlsprecher nennt die Invasion "Krieg"

Stand: 22.03.2024 13:19 Uhr

Zwei Jahre lang nannte der Kreml den russischen Einmarsch in die Ukraine offiziell eine "militärische Spezialoperation". Jetzt nahm Sprecher Peskow das Wort "Krieg" in den Mund und begründete das mit der Einmischung des Westens.

Mehr als zwei Jahre nach Beginn seines brutalen Angriffskriegs gegen die Ukraine verzichtet der Kremlsprecher Dmitri Peskow auf die verharmlosende Bezeichnung "militärische Spezialoperation".

In einem Interview mit der russischen Wochenzeitung Argumenty i Fakty sagte Peskow: "Wir befinden uns im Kriegszustand. Ja, das hat als militärische Spezialoperation begonnen, aber sobald die Clique da entstanden ist, als der kollektive Westen aufseiten der Ukraine zum Beteiligten wurde, da wurde es für uns zum Krieg." Er sei davon überzeugt - "und jeder muss das verstehen, um sich persönlich zu mobilisieren", fügte Peskow hinzu.

"Müssen neue Gebiete vollständig befreien"

Russland könne nicht zulassen, dass an seinen Grenzen ein Staat existiere, der sich bereit gezeigt habe, jede Methode anzuwenden, um die Kontrolle über die Krim zu übernehmen, ergänzte der Kremlsprecher. Russland müsse seine neuen Gebiete vollständig befreien, um die Sicherheit der Menschen dort zu gewährleisten.

Auf einer Pressekonferenz stellte Peskow später klar, dass die Kampfhandlungen rechtlich betrachtet weiterhin eine "Spezialoperation" seien, faktisch jedoch ein Krieg.

Vier Regionen und die Krim unter russischer Kontrolle

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am 24. Februar 2022 den Großangriff auf die Ukraine befohlen. Er sprach dabei von einer "militärischen Spezialoperation". Das russische Militär besetzte daraufhin Teile des souveränen Nachbarlandes, konnte aber nicht wie geplant die Hauptstadt Kiew einnehmen. Später gelang es den ukrainischen Truppen auch mithilfe westlicher Waffenlieferungen, die Besatzungstruppen aus einigen Landesteilen zurückzutreiben.  

Doch immer noch hält Russland einschließlich der bereits 2014 annektierten Krim knapp ein Fünftel der Ukraine besetzt. Es sind die vier Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson im Osten und Süden der Ukraine, die die russischen Truppen zumindest zum Teil kontrollieren und die im September 2022 annektiert wurden.

Wort "Krieg" in Russland oftmals mit Strafen geahndet

Putin beschuldigte den Westen zuletzt, einen "hybriden Krieg" gegen Moskau zu führen. Er hielt bisher aber weitgehend daran fest, den Konflikt in der Ukraine als "Spezialoperation" zu bezeichnen. Kritik an dem Ukraine-Einsatz der russischen Armee und die Verwendung des Wortes "Krieg" in diesem Zusammenhang werden in Russland mit Geld- und Gefängnisstrafen geahndet.

Erst vor wenigen Tagen hatte sich Putin bei der Präsidentschaftswahl, bei der weder oppositionelle Kandidaten noch unabhängige Wahlbeobachter zugelassen waren, für eine fünfte Amtszeit bestätigen lassen. Beobachter mutmaßen, dass in Russland nun nach der Wahl eine neue Teilmobilisierung beginnen könnte.

Frank Aischmann, ARD Moskau, tagesschau, 22.03.2024 16:16 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 22. März 2024 um 13:50 Uhr.