Touristen auf dem Markusplatz in Venedig

Zu viele Touristen Venedig-Besucher zahlen jetzt fünf Euro Eintritt

Stand: 25.04.2024 02:32 Uhr

Venedig ist beliebt - zu beliebt. Die Touristenmassen setzen der Stadt zu. Heute müssen Besucher erstmals fünf Euro Eintritt zahlen. Aktivisten und Hoteliers sehen das skeptisch.

Ein ganz normaler Tag in Venedig. Durch die engen Gassen schieben sich Männer, Frauen und Kinder, auf einer der vielen Brücken steht eine Gruppe von Touristen und hört ihrem Reiseleiter zu. Ein Durchkommen ist kaum mehr möglich. Vor einer Anlegestelle der Vaporetti, der berühmten Wasserbusse, bilden sich lange Schlangen.

Venedig verlangt ab sofort Eintritt

Anja Miller, ARD Rom, tagesschau, 25.04.2024 09:55 Uhr

Wohl auch deshalb haben viele Touristen nichts gegen das Tagesticket von fünf Euro. Eine Frau erzählt, sie komme seit ihrer Kindheit regelmäßig nach Venedig. Mit der neuen Gebühr sei sie zwar nicht einverstanden - "aber es ist notwendig und wir werden uns anpassen." Ein anderer meint: "Millionen Touristen jedes Jahr, da muss jeder seinen Beitrag dazu leisten."

Fünf Euro Eintritt sollen Tagesgäste abschrecken

Mit dem Eintritt, sagt Bürgermeister Luigi Brugnaro, wolle Venedig kein Geld verdienen. Es gehe nicht darum zu zählen, wie viele Menschen bezahlt haben und wie viele nicht. "Uns ist es wichtig, dass die Stadt weniger überlastet ist, es soll eher abschrecken, an dem oder dem Tag als Tagestourist zu kommen."

Insgesamt an 29 Tagen wird in diesem Jahr zwischen 8:30 Uhr und 16 Uhr Eintritt für die Lagunenstadt verlangt. Zunächst bis zum 5. Mai, dann an mehreren Wochenenden bis zum 14. Juli. Es ist eine Testphase. Es sind die Tage, an denen erfahrungsgemäß viele Besucher kommen - manchmal sind es 100.000 Menschen.

Ohne QR-Code drohen 300 Euro Strafe

Wer als Tagestourist Venedig besuchen will, muss sich auf einer Internetseite registrieren und die Eintrittsgebühr bezahlen, Kinder unter 14 Jahren sind davon ausgenommen. Nach der Bezahlung erhält man einen QR-Code, den man bei Kontrollen vorzeigen muss. Nach Angaben von Simone Venturini, dem Stadtrat für Tourismus, wird es keine Drehkreuze und keine Schranken geben. Mit Informationssäulen würden die Leute darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Altstadt betreten. Die Besucher werden stichprobenartig kontrolliert.

Ohne das Ticket werden Strafen von bis zu 300 Euro fällig. Jeder muss an den festgelegten Tagen den QR-Code bei sich haben, auch Übernachtungsgäste, die allerdings nichts bezahlen müssen.

In einer kleinen Straße in der Nähe des Bahnhofs liegt das Hotel Tivoli, mit 22 Zimmern, seit Jahrzehnten von einer Familie geführt. Für die Hotels bedeutet die neue Gebühr vor allem viel zusätzliche Arbeit. Emilia, die an der Rezeption arbeitet, erzählt, dass man eine E-Mail vorbereitet habe, die automatisch den Gästen zugesandt wird. "Mit allen Regeln und Hinweisen und mit der Beschreibung, wie man den QR-Code für den Zeitraum ihres Aufenthalts herunterlädt."

Warnungen der UNESCO

Jahrelang wurde in der Stadt darüber gestritten, was man gegen die Touristenströme tun könne. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) drohte damit, Venedig als gefährdetes Welterbe einzustufen. Die bisherigen Maßnahmen seien nicht ausreichend, um den universellen Wert der historischen Stadt und ihrer Lagunen zu schützen.

Für Giacomo Salerno von der Initiative "OCIO" ändert auch die Eintrittsgebühr nichts daran. Ein großes Problem sei die Wohnungsnot, so der Venezianer. So hätte die Stadtspitze in den vergangenen zwei Jahren Regeln für die Ferienwohnungen schaffen können, um die Zahl der Airbnbs und Touristenunterkünfte in der Stadt zu reduzieren. "Das wollte sie nicht", so Salerno.

In der Altstadt leben inzwischen weniger als 50.000 Einwohner, ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Emilia vom Hotel Tivoli hat nichts gegen Touristen, schließlich lebt ihr Familienhotel von ihnen. Und doch hat sie einen Wunsch an sie: "Ich glaube, es geht weniger darum, wie viele Menschen kommen, als um das Einhalten der Regeln, wie etwa: Rechts gehen oder nicht im Kanal schwimmen gehen. Das ist das Problem."

Elisabeth Pongratz, ARD Rom, tagesschau, 24.04.2024 21:52 Uhr