Die Ruine eines Gebäudes in einem ausgetrockneten Stausee

Dürre hat Folgen für Tourismus Die große Leere in Katalonien

Stand: 29.03.2024 03:14 Uhr

In Barcelona heißt es auf unübersehbaren Plakaten: "Dürre! Helfen Sie Wasser sparen". Seit drei Jahren regnet es in Katalonien zu wenig. Auch für den Tourismus hat das Folgen - und zwar recht unterschiedliche.

Auf diese Gäste hätte der Großraum Barcelona gerne verzichtet: Täglich kommen Menschen an den Stausee Pantá de Sau. Eigentlich versorgt er Barcelona mit Trinkwasser. Aber in diesen Tagen blicken Besucher auf die große Leere. Die Staumauer verdient ihren Namen nicht mehr. Eine alte Kirche ist wieder aufgetaucht, ebenso Häuser aus dem vergangenen Jahrhundert. Der Wassersportclub thront weit entfernt über Ruinen, dort, wo einmal das Ufer war. Es wirkt gespenstisch.

Wasserknappheit in Katalonien

Sebastian Kisters, ARD Madrid, Morgenmagazin, 26.03.2024 05:30 Uhr

Die katalanische Regierung hat bereits vor Wochen den Dürrenotstand ausgerufen. Touristen werden nun am Flughafen, in U-Bahnen und mit Broschüren in Hotelzimmern auf die prekäre Situation hingewiesen. Gäste werden aufgefordert, zum Zähneputzen einen Becher Wasser zu nutzen. Und bei der Klospülung - falls möglich - immer die Wasserspartaste.

Wasser wertvoll wie Öl

In Barcelona ist ein Raunen zu vernehmen. Wasser werde schneller als erwartet das Öl der Zukunft: ein knappes, teures Gut. Die katalanische Landwirtschaft muss bereits massiv Wasser sparen. Bäume und Blumen dürfen nicht mehr mit trinkbarem Wasser bewässert werden. Springbrunnen sind abgestellt, die Duschen am Strand ebenfalls. In vielen Hotels fehlen Stöpsel in den Badewannen, um Gäste daran zu hindern, Vollbäder zu nehmen.

Der spanische Wetterdienst hat noch keine endgültige Erklärung für die anhaltende Trockenheit. Klar ist nur: Im Großraum Barcelona fehlen seit drei Jahren Winde, die Wolken und Feuchtigkeit bringen. Die Entsalzungsanlagen rund um die Stadt laufen ununterbrochen, um Meerwasser trinkbar zu machen. 

Ein Plakat und mehrere Schilder weisen in Barcelona auf Wassermangel hin.

Auf Plakaten und Schildern in Barcelona heißt es unter anderem: "Wasser sparen! Es fällt nicht mehr vom Himmel!"

Entsalzungsanlage für Pools

"Wasser sparen! Es fällt nicht mehr vom Himmel!", warnen weitere Plakate, die auch in den Urlaubsorten der Costa Brava, nördlich von Barcelona, hängen. Hoteliers sorgen sich um die beginnende Urlaubssaison. Die Pools sind zwar größtenteils noch vom vergangenen Jahr gefüllt, aber wenn die Tage wärmer werden und Wasser verdunstet, ist ein Auffüllen verboten.

In Lloret de Mar haben Hoteliers nun für 1,5 Millionen Euro eine Entsalzungsanlage nur für Hotelpools gekauft. "Es ist unsere einzige Chance, Pools offen zu halten, solange der Dürrenotstand gilt", sagt der Chef der Hotelvereinigung, Enric Dotras. Im Mai soll der Betrieb starten. Andere Hotels haben ihre Kunden bereits vor Abflug darauf hingewiesen, dass Pools und Wellness-Bereiche in diesem Osterurlaub geschlossen bleiben.

Umweltschützer fordern Tourismus-Limit

Einigen Umweltschützern gehen die Einschränkungen für Touristen noch nicht weit genug. Sie fordern eine Begrenzung. "Seit Januar sind die Wasserpreise bereits um 30 Prozent gestiegen. Bürger zahlen für die Krise, während der Tourismus ungeschoren davonkommt. Das kann zu sozialen Konflikten führen. Da baut sich was auf", sagt Dante Maschio von der Organisation "Aigua és Vida", auf deutsch: "Wasser ist Leben".

Barcelona gehört zu den angesagtesten Zielen für Städtetrips in Europa. Im Sommer findet auch noch ein sportliches Großereignis statt - der "America`s Cup", die weltberühmte Regatta. Dann werde es noch mehr Touristen als üblich geben, sagt Maschio und fragt sich, wo das Wasser dafür herkommen soll.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 26. März 2024 um 05:30 Uhr.