Theresa May

Streit um Brexit-Kurs Zollunion? May lehnt Corbyn-Plan ab

Stand: 11.02.2019 03:13 Uhr

Fünf Bedingungen hatte Labour-Chef Corbyn der britischen Premier May im Brexit-Streit genannt. Eine davon lautete: Großbritannien soll in der Zollunion mit der EU bleiben. May hat nun in einem Brief bekräftigt, dass sie davon nichts hält.

Im Streit über den Brexit-Kurs hat die britische Premierministerin Theresa May einen Kompromissvorstoß der Opposition zurückgewiesen. May erteilte der zentralen Forderung von Labour-Chef Jeremy Corbyn nach einer dauerhaften Zollunion mit der EU eine Absage.

Ihr sei nicht klar, warum er eine solche Form der Handelsbeziehungen vorziehen würde, schreibt die Regierungschefin in einem von ihrem Büro veröffentlichten Brief an Corbyn. Dieser hatte May insgesamt fünf Bedingungen gestellt und im Gegenzug Unterstützung im Parlament signalisiert, wo Mays Brexit-Pläne zuletzt durchfielen.

Zollunion mehrfach abgelehnt

May hat einen Verbleib in der Zollunion mit der EU wiederholt abgelehnt. Ihrer Ansicht nach würde das Großbritannien nach einem Austritt aus der Staatengemeinschaft daran hindern, eine unabhängige Handelspolitik zu verfolgen.

Ohne Unterstützung der Opposition droht May allerdings angesichts der Zerrissenheit ihrer eigenen Reihen ein erneutes Scheitern ihres Brexit-Kurses am Widerstand der Abgeordneten - und damit ein EU-Austritt ohne Abkommen Ende März. Die EU hatte May daher dazu gedrängt, auf Corbyn zuzugehen, statt die bisherigen Brexit-Vereinbarungen neu aufzuschnüren, um Zugeständnisse bei der Regelung der Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland zu bekommen.

Jeremy Corbyn

Hat Post von der britischen Regierungschefin bekommen: Labour-Chef Corbyn.

Mehr Zeit für Verhandlungen mit der EU?

Am Sonntag war bekannt geworden, dass May das Parlament in London abermals um mehr Zeit für Nachverhandlungen mit der EU bitten will. Das berichteten unter anderem die BBC und der "Telegraph" unter Berufung auf Regierungsquellen. May will spätestens am Mittwoch eine Erklärung im Parlament über den Stand der Verhandlungen abgeben. Am Donnerstag soll über das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Eine Regierungssprecherin bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, dass inzwischen jedoch schon der 27. Februar als Datum für eine Abstimmung darüber vorgesehen ist, wie es weitergehen soll.

Sollte das Parlament May am Donnerstag mehr Zeit gewähren, wäre das bereits die zweite Verlängerung seit der krachenden Niederlage für ihren Brexit-Deal Mitte Januar. Die Opposition wirft May vor, Zeit zu schinden, um die Abgeordneten kurz vor dem Brexit-Datum am 29. März in einer Friss-oder-stirb-Abstimmung vor die Wahl zwischen ihrem Deal und einem ungeregelten Brexit zu stellen. Versuche, May die Kontrolle über den Brexit-Prozess zu entreißen und eine Verschiebung des EU-Austritts zu erzwingen, scheiterten jedoch bislang.

Knackpunkt Backstop

Am 29. Januar hatte sich eine Mehrheit der Abgeordneten für Nachverhandlungen zur sogenannten Backstop-Regelung ausgesprochen. Mit dem Backstop soll eine Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindert werden. Vielen konservativen Abgeordneten ist die Regel jedoch ein Dorn im Auge, weil sie fürchten, Großbritannien könne dadurch dauerhaft eng an die EU gebunden bleiben. Bisher lehnt die EU aber jegliche Änderung am Brexit-Abkommen kategorisch ab. Heute will Brexit-Minister Stephen Barclay für neue Gespräche nach Brüssel reisen.

Christoph Heinzle, Christoph Heinzle, ARD London, 11.02.2019 10:25 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Februar 2019 um 04:00 Uhr.