Mitglieder einer irakischen schiitischen militanten Gruppe stehen vor dem Hauptquartier der Popular Mobilization Force, nachdem es von einem Luftangriff getroffen wurde.

Luftangriff in Bagdad Pro-iranischer Milizkommandeur al-Saidi getötet

Stand: 04.01.2024 17:49 Uhr

In Bagdad ist ein hochrangiger Kommandeur einer pro-iranischen Miliz getötet worden. Die irakische Armee macht die USA für den Tod al-Saidis verantwortlich. US-Sicherheitskreise sprechen von einem Angriff gegen die Al-Nudschaba-Miliz.

In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind bei einem mutmaßlichen US-Luftangriff laut Sicherheitskreisen mindestens zwei Mitglieder einer mächtigen pro-iranischen Miliz getötet worden, darunter ein hochrangiger Kommandeur.

Der Angriff habe im Osten der Stadt eine Einrichtung des sogenannten Dachverbands der Volksmobilisierungskräfte (Popular Mobilization Forces - PMF) getroffen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen. Sechs weitere Milizionäre seien verletzt worden. Der Verband ist eine Koalition von überwiegend schiitischen, vom Iran unterstützten Milizen, die nominell unter der Kontrolle des irakischen Militärs stehen. Praktisch agieren sie allerdings unabhängig.

Ein Sprecher der irakischen Armee bestätigte die Attacke und machte die USA verantwortlich. Der Angriff sei mit einer Drohne erfolgt und sei ein "unprovozierter Angriff auf ein irakisches Sicherheitsorgan", so der Sprecher. In einem Miliz-nahen TV-Sender wurde von einem Angriff mit drei Raketen berichtet.

Angriff erfolgte offenbar in Garage

Aus Kreisen der PMF hieß es, bei dem Angriff seien zwei Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden. Der Vizechef für Operationen in Bagdad, Muschtak Taleb al-Saidi, sei mit einem Auto in die Garage der Al-Nudschaba-Miliz gefahren, als der Wagen getroffen wurde, hieß es. Bilder in sozialen Medien zeigten das Wrack des Autos, das offenbar getroffen wurde.

Al-Saidi, bekannt als Abu Takwa, sei "als Ergebnis brutaler amerikanischer Aggression" getötet worden, teilten die PMF-Quellen mit.

Krankenwagen stehen auf einer Straße in Bagdad.

Krankenwagen stehen vor einem Hauptquartier der Popular Mobilization Force, nachdem es von einem Luftangriff getroffen wurde.

US-Regierungskreise bestätigen Angriff auf Miliz-Fahrzeug

Aus US-Regierungskreisen wurde ein Angriff von US-Truppen auf ein Fahrzeug der Al-Nudschaba-Miliz bestätigt. Das Militär sei gegen einen Anführer der Gruppe vorgegangen. Ein Name wurde nicht genannt. Der Anführer und eine weitere Person wurden demnach bei dem Angriff getötet. Eine offizielle Bestätigung des Angriffs durch die USA liegt bislang nicht vor. Die Al-Nudschaba-Miliz gehört zu der PMF und wurde 2019 von Washington als Terrororganisation eingestuft.

Die Nachrichtenagentur Reuters sprach von vier Toten und sechs Verletzten und bezog sich dabei auf Polizei- und Sicherheitskreise. Unabhängig überprüfen lassen sich die unterschiedlichen Angaben zu dem Angriff derzeit nicht.

US-Militär in Region vielfach angegriffen

Der Angriff erfolgte vor dem Hintergrund zunehmender regionaler Spannungen, getrieben vom Krieg zwischen Israel und der radikal-islamistischen Hamas. Seit Kriegsbeginn wurde das US-Militär im Irak und in Syrien bereits mindestens 100 Mal angegriffen.

Mit dem Iran verbündete Gruppen im Irak und in Syrien lehnen Israels Angriffe auf den Gazastreifen ab. Die USA tragen ihrer Ansicht nach eine Mitschuld an der Situation. Das US-Militär reagierte auf die Attacken mehrfach mit Luftangriffen im Irak.

Die USA - der wichtigste Verbündete Israels - und ihre Truppen stehen stark im Visier proiranischer Milizen in der Region. Der Iran will mit ihnen eine "Achse des Widerstands" gegen Israel schaffen. Im Irak fordern die Milizen auch einen Abzug der etwa 2.500 verbleibenden US-Truppen. Hauptmission der Koalition ist der Kampf gegen die Terrorgruppe IS, die im Irak noch immer vereinzelt Anschläge verübt. Die Koalition hat inzwischen hauptsächlich eine beratende und ausbildende Funktion.