Luftaufnahme von Schiffen bei der Suche nach dem Tauchboot "Titan"

Nach Tod von fünf Insassen Kanada untersucht Tauchboot-Unglück

Stand: 24.06.2023 08:45 Uhr

Kanadas Verkehrssicherheitsbehörde hat eine "Sicherheitsuntersuchung zu den Umständen" des "Titan"-Einsatzes am Wrack der "Titanic" eingeleitet. Das Tauchboot war laut US-Küstenwache implodiert. Alle Insassen starben.

Nachdem die US-Küstenwache und die Betreiberfirma OceanGate den Tod der fünf Insassen des Tauchboots "Titan" in der Nähe des Wracks der "Titanic" bestätigt haben, will Kanada das Unglück nun untersuchen.

Die kanadische Verkehrssicherheitsbehörde (TSB) teilte mit, sie werde "eine Sicherheitsuntersuchung zu den Umständen dieses Einsatzes durchführen". Die TSB entsandte eigenen Angaben zufolge ein Team von Ermittlern nach St. John's, Neufundland und Labrador. Sie sollen Informationen sammeln, Interviews führen und den Vorfall bewerten. In den kommenden Tagen sollten Aktivitäten mit anderen beteiligten Stellen koordiniert werden, hieß es weiter.

"Titan"-Mutterschiff von Neufundland aus in See gestochen

Die "Titan" war von einem unter kanadischer Flagge fahrenden Mutterschiff an ihren Einsatzort nahe dem "Titanic"-Wrack gebracht worden, daher ist Kanada für die Ermittlungen zuständig. Das "Titan"-Mutterschiff "Polar Prince" war in St. John's auf der kanadischen Insel Neufundland in See gestochen.

Die Verkehrssicherheitsbehörde TSB ist für die Untersuchung von Flug-, Bahn-, Schiffs- und Pipelineunglücken zuständig, Ziel dieser Arbeit ist die Verbesserung der Verkehrssicherheit. Sie führt dagegen keine straf- oder zivilrechtlichen Ermittlungen durch.

Trümmer in 3800 Meter Tiefe entdeckt

Die "Titan" war am Sonntag mit fünf Insassen zum Wrack der "Titanic" aufgebrochen. Nach knapp zwei Stunden brach der Kontakt zum Begleitschiff ab. Nach viertägiger Suche fand ein Tauchroboter am Donnerstag in 3800 Meter Tiefe am Meeresgrund Trümmerteile, bei denen es sich um Überreste der "Titan" handelte. Die bisher gesammelten Informationen deuten darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgegeben hat und implodiert ist. Davon geht auch die US-Küstenwache aus.

Nach Angaben verschiedener Experten hatten die Entwickler und Betreiber des Tauchboots anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet. Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, und dass die Fahrten in einer Katastrophe enden könnten.

Betreiberfirma berichtet von vielen erfolgreichen Einsätzen

In den Jahren 2021 und 2022 hatte die Betreiberfirma OceanGate mindestens 46 Menschen erfolgreich per Tauchboot zu den Überresten der "Titanic" gebracht, wie aus Schreiben des Unternehmens an ein Bezirksgericht im US-Staat Virginia hervorgeht, das die Angelegenheiten rund um die Untergang des Ozeankreuzers betreut. Doch wurde in den vergangenen Tagen auch bekannt, dass frühere Passagiere Sorgen um die Sicherheit des Tauchboots geäußert hätten.